(10) Feste und Geselligkeit
(10) FESTE UND GESELLIGKEIT IM WANDEL DER ZEIT
Es mag verwundern, dass dieser Beitrag hier als letzter von allen zu lesen ist. Sieht es doch durch die Veranstaltung der Schützenfeste so aus, als ob die Geselligkeit der Hauptzweck der Bruderschaft sein würde. Sicher hätte auch ein solcher alleiniger Zweck seinen Sinn, aber dazu bedürfte es keiner kirchlichen Bruderschaft.
Heute ist viel die Rede von der "Freizeitgestaltung" und den dazu sich bietenden Möglichkeiten. Bis zum Kriege 1939-1945 waren diese für die meisten sehr begrenzt. Erstens was die zur Verfügung stehende Zeit angeht, zweitens von den finanziellen Mitteln und drittens nicht zuletzt von den Gelegenheiten her. Ein Pfarrzentrum wie heute war in den Dörfern nicht vorhanden, für Veranstaltungen standen nur Säle und Gesellschaftszimmer in den Gaststätten zur Verfügung. In Buchholz gab es zwei größere Säle, den Saal der Gaststätte Küpper sowie den Saal der Gaststätte Füßer. Dort spielten sich auch die Veranstaltungen der Pfarrgemeinde ab, ob Laienspieltheater, ob Konzerte und natürlich alle Feste. Solche Feste waren eigentlich immer offen für alle, ganz gleich wer sie aufzog. Geschlossene Veranstaltungen gab es nicht. Ob der Kirchenchor Cäcilienfest oder Karneval feierte, ob ein Freundschaftssingen der Männerchöre mit anschließendem Ball durchgeführt wurde, Gäste waren immer willkommen und auch wegen des Mangels an anderen Möglichkeiten da. Auch für die Feste der Bruderschaft galt das Gleiche. Das Schützen- und Volksfest fand damals noch im Saal der Gaststätte Füßer statt. Am Samstag durfte jedoch nicht getanzt werden, Ballveranstaltungen an diesem Tage ließ die Kirche nicht zu. Das gleiche galt für die sogenannten geschlossenen Zeiten, d.h. die Adventszeit und die Fastenzeit, in denen es nicht einmal Hochzeiten gab. Heute hat sich der Samstag zum Haupt- Feiertag entwickelt. Man hat die Qual der Wahl, wohin man gehen soll, von Pausen in den o.a. Zeiten spricht niemand mehr.
Daneben zog die Bruderschaft drei weitere Veranstaltungen auf, das Patronatsfest am 20. Januar, den Karnevalsball am Rosenmontag sowie im Herbst das sogenannte Schlussschießen. Das Patronatsfest dauerte einen ganzen Tag. Nach der Messe am Morgen fanden Frühstück und Frühschoppen für die Männer statt, am Nachmittag ein Kaffeetrinken für die Frauen und dann am Abend das Familienfest. Die Abendveranstaltungen waren immer gut von Gästen besucht. Das galt auch für das Schlussschießen. Feste hatten damals altersmäßig einen breiten Besucherkreis, Junge und Alte feierten damals noch zusammen.
Die Ansprüche an die Musik waren nicht zu allzu groß,meist spielte eine Blasmusik, die war preiswert und laut.
Gespielt wurden damals auch noch volkstanzähnliche Tänze, "Herr Schmidt", "et geit nix über dä Jemütlichkeit" sowie "Lieschen fuhr ins Neckartal" waren etwas derbe Tänze, die aber die Stimmung anheizten.
Wenn allerdings angestimmt wurde; "Schäflein, Schäflein knie dich / hin zu meinen Füßen / und erlaube mir das Recht / deinen Mund zu küssen", dann spieltennicht mehr alle Veranstalter mit. Allerdings wurde auf den "Mondscheinwalzer" nicht verzichtet. Während die Musik "Guter Mond du gehst so stille" intonierte wurde das Licht im Saal gelöscht und ein Laternenmond über die Tanzenden hin- und hergezogen.
Gerne tanzte man noch den Rheinländer, vor allem, wenn er als "offener" Rheinländer zum Partnerwechsel ausgenutzt wurde, der sogenannte "Schmuggelrheinländer". Dieser Tanz hat sich noch bis in die zweite Hälfte der siebziger Jahre auf den Schützenfesten gehalten, als schon die Tanzcombos in die Zelte gekommen waren.
Die bis in die sechziger Jahre üblichen Blaskapellen konnten das junge Publikum nicht halten, auch die jüngere Mitgliedergeneration spielte da nicht mehr mit. IhrRepertoire war einfach zu schmal und zu veraltet. Es kam zu der heutigen Trennung zwischen Marschmusik und Tanzmusik. Dies brachte leider erheblich höhere Kosten mit sich, hat sich aber bewährt.
Das Wegfallen der Gaststättensäle traf die sonstigen Feste stark, es war kein Platz mehr für Gäste, man feierte nur noch unter sich, das Schild "Geschlossene Gesellschaft" tauchte an den Gaststäten auf. Dies wäre aber auch gekommen, wenn die Säle noch zur Verfügung gestanden hätten, denn ein Rückgang der Gäste zeichnete sich schon vorher ab. Die Motorisierung ließ die Menschen weiträumiger denken, es hing nicht mehr davon ab, dass der Rückweg meist zu Fuß erfolgen musste. Es war mehr Geld für die Freizeit vorhanden. Das Freizeitangebot verbreiterte sich, die ersten Diskotheken entstanden. Selbst die Schützen- und Volksfeste verzeichneten Besucherrückgänge, mancher Verein überlegt, ob sich die Veranstaltung noch lohnt, oder auf weniger Festtage geht, denn die Kosten für die Tanzmusik steigen von Jahr zu Jahr. Spart man an der Kapelle, bleibt das Publikum auch weg. Auch nehmen private Feste immer größeren Raum ein. Straßenfeste, Duisburg- Tage, Grillfeten und Anderes decken den Bedarf reichlich ab. Auch innerhalb der Bruderschaft hat sich die Geselligkeit verlagert. Die Kompanien ziehen eigene Feste auf, geblieben sind noch das Patronatsfest und das Schlussschießen. Das letztere hat aber bei weitem nicht die frühere Bedeutung.
Das Patronatsfest war nach Erweiterung des Pfarrsaales wieder morgens und abends gefeiert worden. Da die Abendveranstaltungen immer schlechter besucht wurden, ist dann einige Jahre die Vormittagsveranstaltung mit einem gemeinsamen Mittagessen beendet worden, und das Fest lief dann aus. 1990 hat man umgekehrt nur eine Abendveranstaltung aufgezogen. Für Beider spricht etwas. Bedauerlich ist aber, dass es nicht mehr möglich ist, alle unter einen Hut zu bringen. Über die Frage, wie ein Fest gefeiert wird, gehen die Meinungen stark auseinander. Leider bleiben die älteren Festbesucher immer mehr aus. Die Zeit in der Alt und Jung gemeinsam feierten, scheint vorbei zu sein. Eine Aufgabe dürfte es also sein, einmal Überlegungen anzustellen über Veranstaltungen für die Älteren, die nicht wie eine Betreuungsveranstaltung wirken, so wie das zur Zeit noch bei den „Altennachmittagen“ der Fall ist.