(9) Bruderschaft und Bürgerschützenverein

(9) DIE BRUNDERSCHAFT UND DER BÜRGERSCHÜTZENVEREIN

Wer das heutige freundschaftliche Verhältnis der beiden Vereine sieht, kann sich kaum vorstellen, mit welcher Abneigung, um nicht zu sagen Feindschaft, beide sich einmal gegenüberstanden.

Der Bürgerschützenverein Buchholz war 1912 gegründet worden. Seine Satzung unterschied sich kaum von der einer Bruderschaft. Auch war für die Bürgerschützen der "Kirchgang" am Sonntag und am Montag selbstverständlich, noch heute nimmt der Verein am Samstag des Schützenfestes an der Vorabendmesse in HI. Geist teil. Dass ein "weltlicher" Schützenverein gegründet worden war, lag vielleicht an der damaligen nationalen Auslegung des Schießens. "Üb Aug‘ und Hand fürs Vaterland" war ein gängiger Spruch. Auch wehrte sich die Huckinger Bruderschaft gegen Neugründungen. Daher kann auch kommen, dass die im Jahre 1911 gegründete Bruderschaft in Großenbaum den Namen des Heiligen Hubertus führt. Der Bürgerschützenverein feierte vor dem 1. Weltkrieg auch seine Feste in den beiden Buchholzer Sälen Füßer und Küpper. Nach dem Kriege war er zum Stern gewechselt, hatte dort eine Platzanlage mit Hochstand und nicht zuletzt einen KK-Flachstand 50m eingerichtet. Hier feierte er als einziger Verein im Duisburger Süden ein Fest im Zelt. Es ist daher verständlich, dass von dort die Neugründung eines Schützenfest feiernden Vereines für unnötig gehalten wurde. Im Protokoll der Gründungsversammlung steht: "da hierorts bereits ein Schützenverein besteht wurde viel depattiert, aber der Verein trotzdem gegründet". Der "Einberufer" bat dann die, die sich nicht in die Liste eingetragen hatten, den Raum zu verlassen, da jetzt Vereinsangelegenheiten besprochen würden. Auch sogenannte "Wirtepolitik" war lange Zeit damit verbunden worden. Man muss bedenken, dass das Schild "Vereinslokal des ...." schon eine Anzahl von Stammgästen brachte. Es gab um die Vereine damals noch eine Werbung der Wirte. Ein Wirt musste noch zahlen, wenn ein Verein in seinem Saal feiern wollte. Das sind alles für uns heute kaum noch begreifbare Dinge.

Wer den Einberufer und ersten Präsidenten Wilhelm Klasen noch gekannt hat wie der Chronist, seine feste Verbindung mit der Kirche und ihrem Leben, der wird davon ausgehen müssen, dass es ihm und mit ihm den meisten Gründern darum ging, eine der Kirche verbundene Bruderschaft zu gründen. Die durch die Gründung aufgekommene Gegnerschaft ließ sich aber nur schwer überwinden. Damals war es noch üblich, dass die Bruderschaften zu den benachbarten Schützenfesten eine Fahnenabordnung schickten. Einladungen dazu an den Bürgerschützenverein wurden jedoch von dort nicht angenommen.

Dies führte dann dazu, dass die Bruderschaft an deren Schützenfestsonntag einen eigenen "Schützenball" im Saale Füßer veranstaltete, der sich offenbar sogar lohnte. So nachzulesen in den Protokollen der damaligen Zeit. Die Zwangszusammenführung durch die NSDAP 1936/1937, von manchen als richtig begrüßt, gab dann noch den Rest dazu. Der zusammengelegte Verein nannte sich, was die wenigsten wissen, "Schützenverein Duisburg- Buchholz". Der neue Vorstand war aus Mitgliedern beider Vorstände gebildet worden. Von der Bruderschaft kamen der Präsident Gottfried Huth und der Schriftführer mit Namen Salz. Dieser nahmdas Protokollbuch der Bruderschaft, setzte auf eine Seite den neuen Stempel und schrieb darin weiter seine Protokolle. Praktisch hat dieser Zusammenschluss nur von 1937 - 1939 Schützenfeste feiern können, dann setzte der Krieg dem Vereinsleben ein Ende, es ruhte alles.

Nach Kriegende war die Lage dann so, dass der Kölner Erzbischof, Kardinal Frings, schon Ende 1946 erreicht hatte, dass die Bruderschaften sich wieder gründen konnten, andere Vereine von der Militärregierung aber noch verboten waren. Schriftführer Salz, wieder im Amt, nahm sein altes Protokollbuch, schrieb auf eine Seite "Wiederbelebung der Bruderschaft" und schrieb dann weiter. Der Bürgerschützenverein verfügt aus den Jahren 1936-1945 über keine Originalprotokolle. Der Chronist hat dies beim Durcharbeiten der Bücher entdeckt: Einige ehemalige Bürgerschützen hatten sich der Bruderschaft nach dem Kriege angeschlossen mit dem Gedanken, es so bei einem Verein zu belassen. Aber die Zielsetzungen ließen sich vom Grundsatz her nicht unter ein Dach bringen. Nach Gründung der Bundesrepublik konnte sich auch der Bürgerschützen-verein wieder gründen und feierte 1950 sein erstes großes Fest, das sich bald zum größten Schützenfest des Duisburger Südens entwickelte. Im Anfang gab esnoch massive gegenseitige Abwerbung von Mitgliedern. So verlor die Bruderschaft bei der Neugründung der Jungschützenabteilung des BSV fast die ganzen jugendlichen Mitglieder. Zwar wurde es geduldet, in beiden Gemeinschaften Mitglied zu sein, aber ein Amt konnte nur in einer ausgeübt werden.

Die neue Mitgliedergeneration hatte jedoch nach den Erfahrungen der NS-Zeit kein Verständnis mehr für kleinliche Gegnerschaft 1956 wollte die Bruderschaft die Bürgerschützen zum Krönungsball einladen. Da man sich keine Abfuhr holen wollte, fragte man vorher mündlich beim Präsidenten der Bürgerschützen an, erhielt jedoch eine abschlägige Antwort. Als dann 1957 ebenfalls aus der Versammlung der Wunsch dazu geäußert wurde, lehnte der erste Brudermeister eine solche Einladung wegen des Vorjahres ab.

Aber die Bürgerschützen hatten einen neuen Präsidenten, Emil Voos. Zum Krönungsball erschienen Vorstand und Königspaar als zahlende Gäste im Zelt. Emil Voos bat darum, etwas sagen zu dürfen. Er gratulierte in seiner Eigenschaft als Präsident des BSV der Bruderschaft und dem neuen König zum Fest. Da die Bruderschaft sich im gleichen Jahr dann ebenfalls so verhielt, war der Bann gebrochen. Ab 1958 besuchen sich die Vereine gegenseitig offiziell zum Krönungsball. In diesem Jahr 1958 übereichte die Bruderschaft dem Bürgerschützen-verein eine Abschrift der Protokolle von 1936 - 1945 aus ihren Protokollbüchern. Es gab noch keine Kopierer, der damalige Brudermeister Worms hatte diese alle mit der Schreibmaschineabgeschrieben und als Urkunde gebunden.

Heute ist das gegenseitige Anderssein akzeptiert, die Mitgliedschaft wie auch das Schützenfestpublikum kommen aus verschiedenen Kreisen. Niemand fragt mehr, warum es zwei Feste gibt. Auch die Bürgerschützen hatten Platz- und Terminprobleme, die heute gelöst sind. Das Schrumpfen der Schützenfeste mussten auch sie verkraften, inzwischen feierten ja wegen Mangels an Sälen alle Schützenvereine im Zelt, die frühere Sonderstellung war dadurch vorbei. über Zusammenschluss wird nicht mehr-gesprochen. Satzungsgemäß ist dies von der Bruderschaftsseite her gesehen auch kaum möglich.

Festzustellen wäre noch, dass früher ein drittes Volksfestin Buchholz stattfand, nämlich die "Buchholzer Kirmes" verbunden mit dem "Kriegerfest" der Kriegerkameradschaft "Deutsche Treue". Es fand am ersten Sonntag im August statt, die Ballveranstaltungen meist bei Füsser. Aber auch im Küpperschen Saal ist es gefeiert worden, denn Küpper war damals Vereinslokal der Kameradschaft. Die Kirmes wurde dann auf einem Gelände aufgebaut, auf dem heute das Autohaus Reichard steht. Der Verein wechselte später zur heutigen Gaststätte "Haus Michels". Dieses Lokal nannte sich dann "Kriegerheim". Der Chronist erinnert sich auch an ein Fest, das im Zelt auf einem Gelände gegenüber dieser Gaststätte stattfand, wo heute das Schuhhaus Damm steht.

Der nach dem Kriege von ehemaligen Mitgliedern der Kameradschaft gegründete Bürgerverein, versuchte die Buchholzer Kirmes wieder zu beleben, jedoch ohne Erfolg. Er gab auf. Ein Versuch der Gaststätte Füßer, die Buchholzer Kirmes gemeinsam mit dem damaligen katholischen Pfarrorchester durchzuführen, da man ja die Musikkosten sparte, hatte nur einen geringen Erfolg. Seit Beginn der fünfziger Jahre fiel die Kirmes aus. Ähnlich war es in Huckingen mit der Maikirmes gewesen. Nur die Schützenfeste überlebten bis heute.

Ob bzw. wie lang sich noch zwei Schützenfeste hier rechnen, das kann niemand voraussagen. Es gibt Orte, in denen die Vereine sich abwechseln. Von Seiten der Bruderschaft besteht dazu jedoch zur Zeit kaum ein Handlungsbedarf.