(4) Das Ende der großen Schützenfeste

(4) DAS ENDE DER GROßEN SCHÜTZENFESTE

Beim Jubelschützenfest 1974 waren in Buchholz noch ca. 1500 Schützen zusammen-getroffen. Das Zelt war zu klein. Damals war es noch das Normale, dass ein Festzelt meist zu klein war. 12-15-Bord-Zelte waren üblich, die Größe war mehr eine Frage des zur Verfügung stehenden Platzes. Samstags war es überfüllt, selbst sonntags finanzierte der Eintritt noch die Tanzmusik des Abends. Sieben Musiker waren selbstverständlich und beim Krönungsball der Buchholzer Sebastianer waren selbst am Montag Plätze rar. Die Feste hatten noch ein Laufpublikum von jungen Leuten, die tanzen wollten und von Fest zu Fest zogen. Es waren auch sonst wenig andere Möglichkeiten gegeben. Das mag auf· dem Lande noch so sein, aber in den Großstädten und ihrem Umfeld hat dieser Kreis genügend andere Möglichkeiten. Die Besucher von Schützenfesten beschränken sich heute auf die Anhänger, die "Fans".

Dazu kommt eine zweite Entwicklung. Wer früher nach Buchholz zog, wurde Buchholzer, es war noch' ein "Wir-Gefühl" vorhanden. Gesellschaft und Wohngebiet deckten sich, es fand eben "unser" Schützenfest statt. Dies alles ist Vergangenheit, Buchholz ist um

das Mehrfache gewachsen. Eigentlich ist es heute nur noch ein statistischer Wohnbezirk, die Verwaltung hat zu geschichtlichen Entwicklungen kein Verhältnis. So ist heute die Mitte der Düsseldorfer Landstraße die Grenze nach Wanheim, d.h wer auf der Westseite dieser Straße wohnt ist Wanheimer (!). Es ist erstaunlich welchen Unsinn Verwaltungen aushecken und politische Mandatsträger mehrheitlich beschließen können. Von Mitte der siebziger Jahre an war die Besucherentwicklung überall rückläufig. Dazu kam als zweites, dass die Zahl der in Buchholz Wohnenden wuchs, denen die mit einem Volksfest verbundenen "Belästigungen" ein Ärgernis waren. Die Bruderschaft bekam dies zu spüren, als sie nach dem Wegfall der Füßer‘chen Wiese eine neue Bleibe suchte. Wegen Auskiesung des Platzes hatte man 1957 und 1958 auf der Neuhaus‘chen Wiese, Grazer Str./Münchener Str. gefeiert. 1959 war man noch einmal nach Füßer zurückgekehrt. Als der Besitz jedoch auf die SVG überging, war endgültig Schluss. Man fand eine Bleibe ab 1960 auf einem Grundstück am Ende der Münchener Straße, das mehreren Eigentümern gehörte. Dort konnte bis 1974 gefeiert werden. Dieser Platz war ideal gewesen, er lag verkehrsgünstig, auch zu Fuß für die Buchholzer erreichbar und weit genug von Wohnhäusern entfernt, dass die Musik nicht störte. Der Platz war groß, damals waren noch 2 - 3 Erwachsenenfahrgeschäfte die Regel. Es gab noch genügend Fremdbesucher neben den Schützenfestteilnehmern.

Mit dem Bau der Nord-d-Straße war dieser Platz endgültig verloren, Die Bruderschaft zog um auf einen Platz an der Schule Böhmer Str. Hier zeigten sich zum ersten Mal ernsthafte Widerstände bei den Anliegern. Es handelte sich um eine ehemalige Kiesgrube, bei der

eigentlich niemand mit einer Bebauung rechnete. Auch Platz für die Schausteller war ausreichend vorhanden. Es zeigte sich aber auf den Festplätzen ein starker Besucherrückgang, die modernen, teuren Fahrgeschäfte konnten Ihre Kosten nicht mehr einspielen. Im Festzelt war ein Besucherrückgang jedoch noch nicht spürbar. Der Platz stand in den Jahren 1975 bis 1979 zur Verfügung. Er war von der Bevölkerung angenommen worden, mit den Anliegern klappte es inzwischen auch. Überraschend wurde dann das Gelände doch von der Stadt für den Bau von Einfamilienhäusern verpachtet. Über die durch das Auskiesen notwendigen Sanierungskosten der Stadt spricht niemand offen. Es ging wieder auf die Suche. Die Bezirksvertreter aller Parteien waren sehr bemüht. Es wurde das Grundstück hinter der Bezirksverwaltung Süd zur Verfügung gestellt. 1980 und 1981 fand das Fest dort statt. Das Stammpublikum der Bruderschaft folgte jedoch nicht zum Sittardsberg, obschon die Bruderschaft mit einem Taxiunternehmen einen Fahrdienst organisiert hatte. DieBesucherzahl sank stark. Auch konnte eine langfristige Nutzung nicht garantiert werden, so dass Überlegungen eine Übergangsdurststrecke in Kauf zu nehmen, sich ebrigten. Vorgespräche, den Marktplatz und den ehemaligen Verkehrskindergarten zu nutzen, scheiterten weniger an den Anliegern als an den

Marktndlern, die einen Platzaufbau vor freitags 13.00 Uhr nicht zuließen. Verhandlungen mit der Stadt, das nicht mehr vollgenützte Schulgelände Böhmer Str. oder dessen Sportplatz zu nutzen,

zerschlugen sich an den kaum zu erfüllenden Auflagen. Daher wurde der Versuch gestartet, das Fest zu verkleinern und auf die Klagenfurter Straße und den dortigen Kinderspielplatz zu verlegen. Nach Befragung der Anlieger konnte 1982 das erste Fest dort stattfinden. Es war nur ein kleiner Kirmesplatz möglich, aber dadurch blieb auch das unruhestiftende Publikum weg. Die Besucherentwicklung war positiv mit der Ausnahme, dass die Sonntagabende wie bei allen Festen des Südens kaum noch Besucher hatten, alle möglichen Versuche einer anderen Gestaltung oder das Locken mit niedrigeren Eintrittspreisen waren da vergebens. Ein später zugezogener Anlieger hat dann zwar mit massiven Mitteln versucht, das Schützenfest dort verbieten zu lassen. Diese Geschichte bildete einen Beitrag für sich. Leider wird bei richterlichen Entscheidungen in ähnlichen Fällen der Freiraum für das Veranstaltenvon Volksfesten immer mehr eingeschränkt.

Die Bruderschaft hofft, dass sie dort bleiben kann. Sie hat inzwischen nach Vereinbarungen mit dem Kirchenvorstand einen eigenen Hochstand für das Vogelschießen am Pfarrzentrum errichten können. Bis dahin hatte man den transportablen Stand der Ruhrorter Bruderschaft mieten müssen. 1987 wurde der neue Stand eingeweiht. Wenn in dieser Form und Größe das Fest weiter laufen kann, hat es weiter seinen Sinn.

In der Generalversammlung 1987 stellte sich Hans Bongartz aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Wahl. Ein neuer, junger Vorstand nahm die Arbeit auf. Diese Mitglieder waren überwiegend aus der Schützenjugend hervorgegangen. Zum ersten Mal war auch eine

Frau dabei. Damit hatte die Enkelgeneration die Leitung der Bruderschaft übernommen. Sie muss versuchen, die Tradition zeitgemäß weiterzuführen.

Wenn sie bemüht ist, die Verbindung mit der katholischen Pfarrgemeinde St. Judas Thaddäus nicht zu verlieren und neue jüngere Besucherkreise zu erschließen, geht es weiter., Wer das Fest beobachtet, kann leicht fest stellen, dass dies auch der Fall ist.

FESTPLÄTZE IM VERLAUF DER GESCHICHTE

1925 – 1936    Wiese an der Gaststätte Füßer          im Saal

1947 – 1956    Wiese an der Gaststätte Füßer          im Saal in 1956 im Festzelt

1957 1958    Wiese des Bauern Neuhaus Grazer Straße/ Ecke Münchener Straße

1959                 Wiese an der Gaststätte Füßer

1960 – 1974    Gelände an der Bundesbahnlinie am Ende der Münchener Straße

1975 1979    An der Böhmer Str. gegenüber der Schule

1980 – 1981    An der Swakopmunder Straße, hinter der Bezirksverwaltung DU-Süd

1982 -             Auf der Klagenfurter Straße und dem dortigen Kinderspielplatz